Urologe in der Patientenberatung

Urologe

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 10 Min.
Aktualisiert am: 17.09.2024

Ein Urologe ist ein Facharzt für Erkrankungen des Harntrakts und der männlichen Geschlechtsorgane. Zu seinen Aufgaben gehören die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten wie Harnwegsinfektionen, Nierensteinen und Prostatakrebs. Neben der medizinischen Betreuung gehören auch chirurgische Eingriffe und die Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen zu seinem Arbeitsalltag. Der Beruf erfordert eine hohe Spezialisierung und fundierte Kenntnisse in der Medizin, insbesondere in der Chirurgie und der Onkologie.

Was behandelt ein Urologe? – Krankheitsbilder

Ein Urologe diagnostiziert und behandelt Erkrankungen der Harnwege sowie der männlichen Geschlechtsorgane. Zu den häufigsten Krankheitsbildern im urologischen Bereich zählen Harnwegsinfektionen, die oft durch Bakterien verursacht werden und zu Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterbauch führen. Ebenfalls häufig sind Nieren- und Blasensteine, die durch Ablagerungen von Mineralien entstehen. Diese Steine können starke Schmerzen auslösen und müssen je nach Größe medikamentös oder operativ entfernt werden. In komplexen Fällen, die das Zusammenspiel von Nierenfunktion und Kreislaufsystem betreffen, arbeitet der Urologe eng mit Kardiologen und Internisten zusammen, um umfassende Behandlungspläne zu erstellen.

Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld des Urologen ist die Behandlung von Prostatakrankheiten. Prostatavergrößerungen, die häufig bei älteren Männern auftreten, führen zu Problemen beim Wasserlassen und können unbehandelt ernsthafte Folgen haben. Darüber hinaus ist der Urologe auch für die Diagnose und Therapie von Prostatakrebs zuständig, einer der häufigsten Krebsarten bei Männern.

Im Bereich der männlichen Geschlechtsorgane behandelt der Urologe zudem Fruchtbarkeitsstörungen, Erektionsprobleme und Hormonstörungen. Auch die Abklärung und Behandlung von Hoden- und Peniskrebs gehören zu seinem Aufgabenfeld.

Neben diesen Krankheitsbildern ist der Urologe auch in der Behandlung von Blasenkrebs, Nierentumoren und Inkontinenz aktiv. Bei letzterer handelt es sich um unkontrollierten Harnverlust, der durch verschiedene Ursachen wie Schwäche des Beckenbodens oder neurologische Störungen bedingt sein kann. Durch gezielte Therapien wie Medikamente, Physiotherapie oder chirurgische Eingriffe können viele dieser Beschwerden gelindert oder geheilt werden.

Übliche Behandlungen und Untersuchungen von Urologen

  • Diagnose und Behandlung von Harnwegsinfektionen
  • Untersuchung und Therapie von Prostataerkrankungen (z. B. Prostatavergrößerung, Prostatakrebs)
  • Behandlung von Nieren- und Blasensteinen (z. B. medikamentöse Therapie, Stoßwellenlithotripsie)
  • Vorsorgeuntersuchungen (z. B. Prostatavorsorge, Blasenkrebsvorsorge)
  • Durchführung von Ultraschalluntersuchungen (z. B. Nieren, Blase, Prostata)
  • Abklärung und Therapie von Inkontinenzproblemen (z. B. Beckenbodentraining, operative Eingriffe)
  • Behandlung von männlichen Sexualstörungen (z. B. Erektionsprobleme, Hormonstörungen)
  • Abklärung und Therapie von Hodenerkrankungen (z. B. Hodenkrebs, Hodenentzündungen)

Zusatzleistungen von Urologen

  • Vasektomie (Sterilisation des Mannes)
  • Andrologie (Spezialisierung auf männliche Fruchtbarkeit und Sexualfunktion)
  • Spezialdiagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch (z. B. Spermienanalyse)
  • Uro-Onkologische Betreuung (z. B. Prostata-, Blasen- und Nierenkrebs)
  • Operative Eingriffe (z. B. endoskopische Operationen, minimalinvasive Eingriffe)
  • Beratung zu Themen wie Sexualgesundheit und Hormontherapie

Wie wird man Urologe?

Der Weg zum Urologen führt über ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine anschließende Facharztausbildung in der Urologie. Dieser Weg nimmt insgesamt etwa 11 bis 12 Jahre in Anspruch. Der Prozess beginnt mit einem Humanmedizinstudium, das 6 Jahre dauert und alle grundlegenden Kenntnisse in Anatomie, Physiologie und medizinischen Verfahren vermittelt. Danach folgt eine fünfjährige Facharztausbildung, in der spezifische Fähigkeiten und praktische Erfahrungen in der Urologie erworben werden.

Das Medizinstudium

Das Medizinstudium ist in drei Abschnitte gegliedert: Vorklinik, Klinik und Praktisches Jahr. In der Vorklinik, die die ersten zwei Jahre umfasst, lernen die Studierenden die naturwissenschaftlichen Grundlagen, die später für das Verstehen von Krankheitsprozessen nötig sind. Fächer wie Anatomie, Biochemie und Physiologie stehen dabei im Vordergrund. Der erste Abschnitt der ärztlichen Prüfung, das sogenannte Physikum, schließt diesen Teil ab.

In der anschließenden klinischen Phase, die vier Jahre dauert, stehen die Diagnostik und Therapie von Krankheiten im Mittelpunkt. Hier kommen Fächer wie Chirurgie, Innere Medizin und speziellere Bereiche wie Gynäkologie und Pädiatrie hinzu. Parallel zu den Vorlesungen und Seminaren absolvieren die Studierenden Praktika in Krankenhäusern und lernen den Umgang mit Patienten. Das Studium endet mit dem Praktischen Jahr, in dem Studierende über ein Jahr hinweg unter Anleitung von erfahrenen Ärzten in unterschiedlichen Fachabteilungen arbeiten. Nach erfolgreichem Bestehen des Staatsexamens erhält man die Approbation und darf als Arzt praktizieren.

Die Facharztausbildung zum Urologen

Nach dem Medizinstudium folgt die Facharztausbildung in der Urologie, die weitere fünf Jahre umfasst. Diese Ausbildung findet überwiegend in spezialisierten urologischen Abteilungen von Krankenhäusern sowie in Facharztpraxen statt. Sie ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, die den angehenden Urologen systematisch auf die vielfältigen Anforderungen seines Fachgebiets vorbereiten.

Erstes Jahr – Berufsausbildung in der Chirurgie: Das erste Jahr der Ausbildung widmet sich oft der allgemeinen Chirurgie. Hier lernen die Assistenzärzte grundlegende operative Techniken, die auch in der Urologie häufig zur Anwendung kommen. Dazu gehören das Nähen von Wunden, die Durchführung kleinerer Eingriffe und die Versorgung von Notfällen.

Zweites bis fünftes Jahr – Urologische Spezialisierung: In den folgenden Jahren verlagert sich der Fokus auf die urologische Praxis. Hierbei werden umfassende Kenntnisse in der Diagnose und Therapie von Erkrankungen des Harnsystems und der männlichen Geschlechtsorgane vermittelt. Dies beinhaltet:

  • Diagnostik und Therapie von urologischen Erkrankungen: Die Assistenzärzte lernen, häufige Krankheitsbilder wie Harnwegsinfektionen, Nierensteige und Prostataerkrankungen zu erkennen und zu behandeln.
  • Operative Eingriffe: Ein wesentlicher Teil der Ausbildung besteht aus operativen Tätigkeiten. Dazu zählen minimalinvasive Eingriffe wie die Entfernung von Nierensteinen, Blasenspiegelungen und größere Operationen bei Krebserkrankungen.
  • Bildgebende Verfahren und Labordiagnostik: Die Handhabung von Ultraschallgeräten und anderen bildgebenden Techniken sowie die Interpretation von Laborwerten sind ebenfalls Bestandteil der Ausbildung. Während der Facharztausbildung durchläuft der angehende Urologe auch Stationen in anderen Fachbereichen wie der Radiologie, um bildgebende Verfahren zu erlernen, die für die Diagnostik in der Urologie unerlässlich sind.
  • Onkologische Betreuung: Urologen sind häufig in die Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen wie Prostata-, Nieren- und Blasenkrebs eingebunden. Dazu gehört sowohl die operative Therapie als auch die Nachsorge.

Zusätzlich beinhaltet die Facharztausbildung Fortbildungen, Teilnahme an wissenschaftlichen Kongressen und regelmäßige Supervision durch erfahrene Fachärzte. Die angehenden Urologen müssen zudem eine festgelegte Anzahl von Operationen unter Aufsicht durchführen, um die praktischen Anforderungen zu erfüllen.

Abschluss der Facharztausbildung

Am Ende der fünfjährigen Ausbildung steht die Facharztprüfung vor der zuständigen Ärztekammer. Diese Prüfung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, in dem das erlernte Wissen und die erworbenen Fähigkeiten unter Beweis gestellt werden müssen. Mit Bestehen der Prüfung erhält man die Anerkennung als Facharzt für Urologie. Ab diesem Zeitpunkt kann der frisch ausgebildete Urologe in einer Klinik arbeiten, sich einer Gemeinschaftspraxis anschließen oder eine eigene Praxis eröffnen, wofür eine zusätzliche kassenärztliche Zulassung erforderlich ist.

Passt die Facharztausbildung zum Urologen zu mir?

Die Facharztausbildung zum Urologen erfordert sowohl medizinisches Interesse als auch eine besondere Leidenschaft für die Arbeit mit chirurgischen und diagnostischen Verfahren. Wer überlegt, diesen Weg einzuschlagen, sollte gerne mit Menschen arbeiten, Empathie mitbringen und auch in stressigen Situationen einen klaren Kopf bewahren. Urologen sind sowohl in der konservativen Therapie als auch in operativen Eingriffen tätig, weshalb handwerkliches Geschick und eine ausgeprägte Feinmotorik ebenso gefragt sind wie analytisches Denken.

Die Arbeit als Urologe setzt voraus, dass man bereit ist, mit Ärzten anderer Fachrichtungen wie Neurologen oder Radiologen zusammenzuarbeiten, da viele Krankheitsbilder interdisziplinäre Ansätze erfordern. Ein Interesse an langfristigen Patientenbeziehungen ist ebenfalls vorteilhaft, da viele urologische Erkrankungen regelmäßige Kontrollen und eine fortlaufende Betreuung erfordern. Außerdem sind in diesem Beruf Sensibilität und Finderspitzengefühl nötig, da die Themen oft intime und persönliche Bereiche betreffen. Der Umgang mit potenziell unangenehmen oder tabubehafteten Themen wie Inkontinenz, sexuelle Funktionsstörungen oder Krebsdiagnosen gehört zum Alltag eines Urologen. 

Wer sich für diesen Beruf entscheidet, sollte zudem Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. Die Facharztausbildung ist anspruchsvoll und verlangt nicht nur den Willen, medizinisches Wissen zu erlangen, sondern auch die Bereitschaft, über viele Jahre hinweg intensiv zu lernen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Arbeitsalltag ist abwechslungsreich, aber auch herausfordernd, da neben der ärztlichen Betreuung der Patienten organisatorische Aufgaben und Teamarbeit eine wichtige Rolle spielen. Wer Freude daran hat, eigenverantwortlich zu arbeiten und sich gleichzeitig in ein Team zu integrieren, wird in der Urologie eine passende Fachrichtung finden.

Was verdient ein Urologe?

Ein Urologe verdient im Durchschnitt etwa 90.000 bis 120.000 € brutto jährlich, wobei das Gehalt stark von der Berufserfahrung, der Art der Anstellung und der Region abhängt. Berufseinsteiger in der Facharztausbildung können mit einem monatlichen Bruttogehalt von etwa 4.500 bis 5.500 € rechnen, was einem Jahresgehalt von 54.000 bis 66.000 € entspricht. Nach Abschluss der Facharztausbildung und mit einigen Jahren Berufserfahrung steigt das Gehalt deutlich an.

  • Facharzt in einer Klinik: Nach der Facharztausbildung verdient ein Urologe in einer Klinik im Durchschnitt zwischen 80.000 und 100.000 € brutto pro Jahr. Das genaue Gehalt hängt von der Tarifstufe und der Art der Klinik (kommunal, privat oder universitär) ab. Leitende Oberärzte können zwischen 100.000 und 150.000 € verdienen, während Chefärzte in großen Kliniken Gehälter von 200.000 € und mehr erreichen können.
  • Niedergelassener Urologe in eigener Praxis: Urologen, die eine eigene Praxis führen, haben im Durchschnitt ein jährliches Einkommen von 150.000 bis 250.000 € brutto, je nach Praxisgröße, Patientenzahl und Standort. Hier ist das Gehalt jedoch variabler und hängt stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Erfolgreich geführte Praxen in Ballungszentren können deutlich höhere Einnahmen generieren.

Karriereperspektiven und Weiterbildungen für Urologen

Die Karriereperspektiven für Urologen sind vielversprechend und bieten sowohl im klinischen als auch im niedergelassenen Bereich zahlreiche Möglichkeiten. Nach der Facharztausbildung stehen Urologen verschiedene Wege offen, sich beruflich weiterzuentwickeln und ihre Expertise zu vertiefen. Viele entscheiden sich für eine Tätigkeit in einer Klinik, wo sie zunächst als Facharzt arbeiten. Hier besteht die Möglichkeit, sich mit zunehmender Berufserfahrung zum Oberarzt und später sogar zum Chefarzt zu entwickeln. In größeren Krankenhäusern oder Universitätskliniken bedeutet dies oft auch eine Spezialisierung auf bestimmte urologische Bereiche wie Uro-Onkologie, Reproduktionsmedizin oder minimalinvasive Chirurgie.

Spezialisierung und Zusatzqualifikationen

Ein wichtiger Bestandteil der beruflichen Entwicklung eines Urologen sind zusätzliche Qualifikationen. Durch spezielle Weiterbildungen können sich Urologen auf bestimmte Fachgebiete konzentrieren, die ihnen neue berufliche Perspektiven eröffnen. Beliebte Spezialisierungen umfassen:

  • Uro-Onkologie: Fokus auf die Behandlung von Krebserkrankungen der Harnwege und Geschlechtsorgane.
  • Andrologie: Spezialisierung auf die männliche Fruchtbarkeit und Sexualmedizin.
  • Kinderurologie: Behandlung von urologischen Erkrankungen im Kindesalter.
  • Operative Urologie: Schwerpunkt auf chirurgische Eingriffe, oft mit minimalinvasiven Techniken wie der Laparoskopie.

Selbstständigkeit und Niederlassung

Eine weitere Karriereoption ist die Niederlassung in einer eigenen Praxis. Niedergelassene Urologen genießen mehr unternehmerische Freiheit und können ihre Arbeitsweise, Öffnungszeiten und Spezialisierungen flexibel gestalten. Allerdings ist die Gründung oder Übernahme einer Praxis auch mit hohen Investitionen und unternehmerischen Risiken verbunden. Für viele bietet die Selbstständigkeit jedoch attraktive Verdienstmöglichkeiten und eine größere Unabhängigkeit.

Jan-Philipp Schreiber

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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