Postdoc im Labor

Postdoc

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 5 Min.
Aktualisiert am: 09.05.2024

Ein Postdoc, auch Postdoktorand genannt, ist ein Wissenschaftler, der nach Abschluss seiner Promotion und Erlangung des Doktorgrades befristet an Universitäten oder Forschungsinstituten tätig ist. In dieser Phase, die oft als Übergang zur möglichen Professur gesehen wird, arbeitet der Postdoc an Forschungsprojekten, die meist durch Drittmittel finanziert sind. Der Begriff stammt aus dem Englischen „Postdoctoral scholar“ oder „Postdoctoral researcher“.

Was ist ein Postdoc?

Postdocs sind promovierte, aber noch nicht habilitierte Wissenschaftler, die sich durch weitere Forschung und Lehre qualifizieren und auf weiterführende Qualifikationen wie die Habilitation hinarbeiten. Die Postdoc-Phase bietet die Möglichkeit, eigene Forschungsideen zu entwickeln, selbstständig Projekte zu leiten, Kooperationen einzugehen und Promovierende zu betreuen.

Postdoc-Positionen in der Industrie gibt es teilweise in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen. Diese Positionen ermöglichen es, anwendungsorientierte Forschung durchzuführen, bieten oft stabilere und besser bezahlte Verträge als in der Akademie und helfen beim Aufbau eines industriellen Netzwerks.

Die Postdoc-Phase

Die Postdoc-Phase, die typischerweise zwischen sechs Monaten und sechs Jahren dauert, ist eine kritische Zeit für Wissenschaftler, die nach ihrer Promotion ihre akademische Laufbahn weiterverfolgen möchten. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) begrenzt die befristete Tätigkeit in der Wissenschaft an Hochschulen nach der Promotion auf sechs Jahre. In dieser Zeit schärfen Postdocs ihr wissenschaftliches Profil, bauen Netzwerke aus und sammeln Qualifikationen für höhere akademische Positionen wie Habilitationen oder Juniorprofessuren. Die Postdocs sind oft durch Stipendien unterstützt und können erforderliche Auslandsaufenthalte beinhalten, um an verschiedenen Universitäten zu forschen und neue Kooperationen zu fördern. Dabei übernehmen sie erste Führungs- und Lehrverpflichtungen, während sie ihre Unabhängigkeit in der Forschung stärken und entscheiden, ob ihre Zukunft in der Wissenschaft, im öffentlichen Dienst oder in der Wirtschaft liegt.

Postdoc Gehalt

Postdocs, die als wissenschaftliche Mitarbeiter an Hochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen angestellt sind, werden typischerweise nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt. Entsprechend Ihrer Qualifikationen und der tarifrechtlich zu bestimmenden Wertigkeit der Ihnen übertragenen Aufgaben werden Sie bei Vorliegen der tariflichen Voraussetzungen regelmäßig in eine der Entgeltgruppe 13 bis 15 eingruppiert. Die Mehrheit der Postdocs wird in die Entgeltgruppe E13 eingestuft. Die Einstufung basiert auf den Qualifikationen und der tarifrechtlichen Bewertung der übertragenen Aufgaben.

Finanzierung der Postdocs-Phase

Die Finanzierung von Postdocs kann auf verschiedene Weisen erfolgen, je nach Institution, Land und Forschungsfeld. Hier sind einige gängige Finanzierungsquellen für Postdocs:

  • Drittmittelprojekte: Viele Postdocs werden durch spezifische Forschungsprojekte finanziert, die von externen Quellen wie staatlichen Forschungsförderungsorganisationen, privaten Stiftungen oder der Industrie finanziert werden. Diese Mittel sind oft zweckgebunden und dienen der Durchführung bestimmter Forschungsprojekte.
  • Stipendien und Fellowships: Es gibt zahlreiche Stipendienprogramme und Fellowships, die speziell für Postdocs konzipiert sind. Diese können von nationalen und internationalen wissenschaftlichen Organisationen, Regierungen oder privaten Stiftungen angeboten werden. Stipendien können dabei helfen, einen Teil des Lebensunterhalts und der Forschungskosten zu decken.
  • Universitäre Anstellungen: Einige Universitäten bieten Postdocs direkte Anstellungen an, die durch das Budget der Universität oder der jeweiligen Fakultät finanziert werden. Diese Stellen können auch Lehrverpflichtungen beinhalten.
  • Industriefinanzierung: In manchen Fällen können Postdocs auch direkt durch Unternehmen finanziert werden, besonders in angewandten Forschungsbereichen, die für die Industrie von Interesse sind. Solche Positionen sind oft auf spezifische Forschungs- und Entwicklungsziele ausgerichtet.
  • Förderprogramme: Einige Organisationen und Institutionen bieten spezielle Programme an, die Postdocs in bestimmten Forschungsbereichen oder für bestimmte Forschungsthemen fördern.

Top-Unternehmen für Postdoc

Universitätsklinikum Münster
Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften - ISAS -
BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität

Die Wahl der Finanzierungsquelle hängt oft von der Disziplin, der geografischen Lage, der Institution und den spezifischen Forschungsinteressen des Postdocs ab. In vielen Fällen kombinieren Postdocs auch verschiedene Finanzierungsquellen, um eine ausreichende Deckung ihrer Forschungs- und Lebenshaltungskosten zu gewährleisten.

Aufgaben und Kompetenzen

Die Aufgaben von Postdocs können vielfältig sein, abhängig von ihrem Fachgebiet, der Art der Institution, an der sie arbeiten, und den spezifischen Zielen ihrer Position. Hier sind einige der Hauptaufgaben, die Postdocs typischerweise übernehmen:

  1. Forschung: Der Schwerpunkt der Postdoc-Tätigkeit liegt auf der Forschung. Postdocs führen eigenständige wissenschaftliche Untersuchungen durch, entwickeln Forschungsprojekte und experimentieren, um neue Erkenntnisse in ihrem Fachbereich zu gewinnen. Sie nutzen diese Phase oft, um ihre Forschungsergebnisse durch Publikationen in Fachzeitschriften und auf Konferenzen zu verbreiten.
  2. Publikationen: Das Schreiben von wissenschaftlichen Artikeln und anderen Publikationen ist eine zentrale Aufgabe, da die Publikationsleistung oft als Maßstab für den wissenschaftlichen Erfolg und die Produktivität eines Forschers angesehen wird.
  3. Anträge für Forschungsförderung: Postdocs lernen, wie man erfolgreich Anträge für die Forschungsförderung schreibt. Sie schreiben Anträge, um Finanzierungen für ihre Projekte von Universitäten, Regierungen, privaten Stiftungen und anderen Förderorganisationen zu erhalten. Meist liegt ein Schwerpunkt auf Drittmittelanträgen.
  4. Lehre: Viele Postdocs sind auch in der Lehre tätig, halten Vorlesungen und Seminare, betreuen Studierende und leiten praktische Übungen. Sie betreuen und beraten oft auch Doktoranden und jüngere Forscher, was zur Entwicklung ihrer Führungs- und Lehrkompetenzen beiträgt.
  5. Netzwerkaufbau: Postdocs bauen berufliche Netzwerke auf, indem sie an wissenschaftlichen Konferenzen teilnehmen, mit anderen Forschern zusammenarbeiten und sich in wissenschaftlichen Gemeinschaften engagieren. Diese Netzwerke sind entscheidend für zukünftige Karrierechancen und Kollaborationen.
  6. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Sie arbeiten oft in interdisziplinären Teams und kooperieren mit Forschern aus anderen Fachgebieten, um komplexe Probleme zu lösen, die über ihr eigenes Spezialgebiet hinausgehen.
  7. Gremienarbeit: Postdocs sind häufig auch in die Selbstverwaltung der Institutionen eingebunden, zum Beispiel durch die Teilnahme an Fakultätsversammlungen, die Mitarbeit in Ausschüssen oder die Organisation von Fachtagungen.

Diese Aufgaben ermöglichen es Postdocs, wichtige Fähigkeiten und Erfahrungen für ihre weiteren akademischen oder industriellen Karrieren zu sammeln.

Ziel der Postdoc-Phase

Die Postdoc-Phase ist darauf ausgerichtet, wissenschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen, indem Postdocs eigene Forschungsfragen entwickeln und Projekte selbstständig leiten. In dieser Zeit, die üblicherweise die Phase ist, in der Wissenschaftler habilitieren, vertiefen sie ihr Fachwissen, erweitern ihre methodischen Kompetenzen und streben den Aufbau eines erkennbaren wissenschaftlichen Profils an, gestützt durch Publikationen und die Teilnahme an Konferenzen. Die Netzwerkbildung ist ebenfalls entscheidend, da sie zukünftige Forschungskollaborationen und Karrierechancen fördert. Viele Postdocs bereiten sich auf akademische Karrieren vor, während andere möglicherweise Karrierewege außerhalb der Akademie in Betracht ziehen. Zudem verbessern sie ihre Lehrfähigkeiten durch die Betreuung von Studierenden und die Übernahme von Lehrveranstaltungen. Diese Phase dient auch der Selbstreflexion, um über die berufliche Zukunft zu entscheiden, was den weiteren Verlauf der Karriere maßgeblich beeinflusst.

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
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