Ratgeber Berufe Qualitätsmanager Berufsbild
Qualitätsmanager überprüft das Kontrollpanel in einer Fabrik, um die Produktqualität sicherzustellen.

Qualitätsmanager* Berufsbild – Vom Audit bis zur Produktentwicklung

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Lesedauer: 6 Min.
Aktualisiert am: 02.10.2024

Ein Qualitätsmanager ist maßgeblich für die Definition, Überwachung und Einhaltung von Qualitätsstandards in einem Unternehmen verantwortlich. Sie implementieren Qualitätsmanagement-Systeme, führen Audits durch und arbeiten kontinuierlich an der Optimierung der Prozessqualität. Ihre Aufgaben umfassen die Entwicklung, Umsetzung und Überwachung von Maßnahmen zur Qualitätssicherung, um die Produkt- oder Dienstleistungsqualität zu gewährleisten und zu verbessern.

Effizient & Effektiv durch Qualitätsmanager*

Ziel des Qualitätsmanagers* ist es, die Produkte zu verbessern und die Unternehmensabläufe effizienter und effektiver zu gestalten. Dabei muss er die Kosten im Blick behalten und die Kundenzufriedenheit garantieren. Zusätzlich obliegt es ihm zu gewährleisten, dass die Produkte und Prozesse neben den eigenen Unternehmensstandards auch gesetzliche und behördliche Vorgaben erfüllen. Zu den zu analysierenden Unternehmensabläufen zählen zum Beispiel Kommunikationsabläufe zwischen verschiedenen Abteilungen oder Hierarchieebenen.

In der Schnittstellenposition ist der Qualitätsmanager* weniger von festgefahrenen Prozessen beeinflusst und erkennt, wie man Arbeitsabläufe effizienter gestalten kann.

Was ist ein Audit?

Ein Audit ist eine systematische, unabhängige Untersuchung, mit deren Hilfe herausgefunden werden soll, ob Qualitätsanforderungen erfüllt werden. Audits überprüfen aber auch, ob die durchgeführten Tätigkeiten und Produktionsweisen geeignet sind, diese Qualitätsanforderungen zu erfüllen.

Die Ergebnisse der Audits werden dokumentiert und anschließend ausgewertet. Die Auswertung bildet die Basis für weitere Qualitätsverbesserungspotentiale. Der Qualitätsmanager* leitet daraus ab, wo Qualitätsmängel oder Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen sind und wo eventuelle Ursachen für Mängel oder Verbesserungspotentiale liegen. Auf dieser Grundlage entwickelt er einen Maßnahmenkatalog, der zur Optimierung der Produkte oder Prozesse dient. In Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern* der jeweiligen Abteilungen führt der Qualitätsmanager* die Maßnahmen ein und kontrolliert deren Umsetzung und Erfolge. Audits können sich z. B. auf System-, Produkt- und Lieferantenaudits.

Systemaudits

Systemaudits untersuchen alle Bereiche des Unternehmens. Sie prüfen die Wirksamkeit und Effizienz eines Managementsystems, zum Beispiel eines Umweltmanagementsystems, das die Umweltfreundlichkeit des Unternehmens maximieren soll.

Produktaudits

Ein Produktaudit geht über die eigentliche Beurteilung der Qualität eines Produkts hinaus: Die tatsächlichen Produkteigenschaften werden auch mit den Kundenwünschen abgeglichen. Die Kundenwünsche können aus regelmäßigen Kundenbefragungen, aus dem Kundenservice oder der engen Zusammenarbeit mit einem Großkunden bekannt sein. In erster Linie soll die Produktqualität erhöht werden und damit natürlich auch die Kundenzufriedenheit. Außerdem können so Fehler in ganzen Produktionsreihen vermieden werden.

Lieferantenaudits

Darüber hinaus führen Qualitätsmanager* auch Lieferantenaudits durch, die im Prinzip eine Mischung aus Produkt- und Systemaudits sind. Lieferantenaudits werden durchgeführt, um verschiedene Lieferanten zu vergleichen und die Qualität und Organisation des Lieferanten beurteilen zu können. Wichtig sind Lieferantenaudits vor allem, wenn man neue Lieferanten auswählen soll, die zum Beispiel Ausgangsstoffe herstellen, die man für die Fertigung der Produkte des eigenen Unternehmens benötigt.

Beurteilt wird der Zulieferer nach folgenden Punkten:

  • Qualität der Produkte
  • Produktionsbedienungen (Welche Sicherheitsmaßnahmen werden getroffen? Werden alle relevanten Hygienestandards erfüllt?)
  • Qualitätsmanagement und Zuverlässigkeit des Zulieferers

Aber auch Themen wie Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und die Rückverfolgbarkeit der gelieferten Produkte spielen eine wichtige Rolle. Lieferantenaudits finden häufig in Form von Gesprächen und Werksbegehungen vor Ort statt. Qualitätsmanager* sollten deshalb auch bereit sein, für ihren Job zu reisen.

Qualitätskontrollen

Eine andere Möglichkeit, um Daten zu erheben und somit bestehende Prozesse zu optimieren ist, die Ergebnisse der regel- und routinemäßigen Qualitätskontrollen von Produkten, deren Lagerung und Dienstleistungen kontinuierlich zu evaluieren. Die Überwachung und Verbesserung des Qualitätssicherungssystems eines Unternehmens sind Aufgabe des Qualitätsmanagers*. Außerdem gehört es zu seinen Aufgaben, die Auswertungen der Qualitätsdaten an die Unternehmensführung zu kommunizieren.

Sollte noch kein Qualitätssicherungssystem bestehen, ist es die Aufgabe des Qualitätsmanagers*, dieses zu entwickeln, einzuführen und gegebenenfalls auch bis zur Zertifizierung nach DIN ISO auszubauen. Wenn neue Qualitätssicherungsmaßnahmen eingeführt werden sollen, bereitet der Qualitätsmanager* Mitarbeiter-Schulungen vor. Die Mitarbeiter* werden entsprechend in den neuen Verfahren und Richtlinien geschult.

Produktentwicklung

Wenn ein Unternehmen ein neues Produkt entwickelt, legt der Qualitätsmanager* die Standards fest, die es zu erfüllen gilt. So lernt er die gesamte Prozesskette kennen und ist mit jedem einzeln Schritt vertraut.

Je später im Entwicklungsprozess eines Produkts ein Fehler erkannt wird, desto teurer wird es, ihn zu beheben. Um mögliche Schwächen eines Produkts deshalb schon zu erkennen, bevor man größere Mengen produziert, führen Qualitätsmanager* in der Design- und Entwicklungsphase sogenannte Fehlermöglichkeits- und Einflussanalysen (FMEA) durch. Dazu sind oft spezielle technische und ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse notwendig. Stellt der Qualitätsmanager* dabei fest, dass der Prototyp die Anforderungen noch nicht erfüllt, analysiert er die Schwachstellen und initiiert und koordiniert die Nachbesserungsarbeiten.

Top-Unternehmen für Qualitätsmanager

Daiichi Sankyo Europe
HOX Life Science
Jotec
HGA - Gesundheitsakademie Hessen
B. Braun Melsungen

Insbesondere in der Pharmazie, Medizin und Chemie gibt es umfassende Richtlinien, GxP abgekürzt, welche die Standards für die Arbeitspraxis festlegen. Das G steht für good, das P für Praxis und das x für den entsprechenden Bereich wie Produktion (engl. Manufacturing = M), Labor (engl. laboratory = L), oder Ingenieurwesen (engl. engineering = E). Der Qualitätsmanager ist im Unternehmen dafür verantwortlich diese Standards auf die Forschung, Entwicklung sowie Produktion zu übertragen und deren Einhaltung zu überwachen.

GAP: Good Agricultural Practice

GMP: Good Manufacturing Practice

GCP: Good Clinical Practice

GLP: Good Laboratory Practice

GEP: Good Engineering Practice

GVP: Good Pharmacovigilance Practice

Branchen für Qualitätsmanager*

Arbeiten können Qualitätsmanager* in fast allen Branchen, da Qualitätskontrollen in vielen Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. In einigen Branchen ist der Einsatz von Qualitätsmanagern* sogar gesetzlich vorgeschrieben. Dazu zählen zum Beispiel die Pharmaindustrie, die Medizintechnik, die Gesundheitsvorsorge, die Luft- und Raumfahrt, die Umwelttechnik oder die Lebensmittelherstellung – also Bereiche, in denen die Produktqualität eng mit der Sicherheit bzw. Gesundheit des Verbrauchers zusammenhängt. Qualitätsmanager* spielen aber auch im Bereich des Anlagenbaus, der Elektro- und Automatisierungstechnik und der Automobilindustrie eine wichtige Rolle.

Um die Qualität solcher Produkte zu beurteilen, ist in vielen Bereichen ein fachspezifisches Studium hilfreich oder sogar vorausgesetzt, wie z. B. im Bereich Ernährungswissenschaften oder in der Lebensmitteltechnologie zur Überprüfung der Lebensmittelqualität. Ein Quereinstieg ist aber auch möglich, besonders wenn man in anderen Bereichen des Unternehmens schon Erfahrungen gesammelt hat und Ideen mitbringt, wie man Arbeitsabläufe oder Produkte optimieren kann.

In vielen Stellenanzeigen wird ein technisches, medizinisches oder naturwissenschaftliches Studium oder eine entsprechende Ausbildung gefordert, da für viele Bereiche des Qualitätsmanagements Kenntnisse in Produktions-, Prüf- oder Messtechnik sowie Kenntnisse zu komplexen Abläufen oder Produkten nötig sind. Ebenso sind betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse von Vorteil. Da Qualitätsmanager* in Schnittstellenpostionen zwischen mehreren Abteilungen oder Dienstleistern arbeiten, sollten sie auch Kommunikations- und Moderationsgeschick mitbringen.

Perspektiven als Qualitätsmanager*

Nobody is perfect – auch kein Unternehmen. Deshalb ist die Arbeit eines Qualitätsmanagers* eigentlich nie abgeschlossen. Irgendwo finden sich immer noch Optimierungsmöglichkeiten. Außerdem bringen der technische Fortschritt und spezielle Kundenwünsche es mit sich, dass Produkte und Qualitätsstandards ständig weiterentwickelt werden. Besonders in den Bereichen, in denen Qualitätsstandards gesetzlich vorgeschrieben sind, ergeben sich gute Karriereperspektiven, auch für Berufseinsteiger*. Als Karriereperspektive ist nach einigen Jahren Erfahrung ein Aufstieg zur Leitung des Qualitätsmanagements möglich.

Erfolgsfaktoren für Qualitätsmanager*

  • Analytisch-konzeptionelle Fähigkeiten
  • Durchsetzungsvermögen
  • Führungsfähigkeiten, Organisationstalent
  • Blick für technische Details Kenntnisse in Produktions-, Prüf- oder Messtechnik und Qualitätsstandards
  • Kenntnisse der gesetzlichen Anforderungen (GxP, DIN, ISO…)
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Tom Wiegand ist MBA und Neurobiologe mit interdisziplinärem wissenschaftlichen Hintergrund zwischen Naturwissenschaft und Informatik. Er ist als Geschäftsführer Teil des Managements von jobvector und nutzt seine Erfahrung in Vorträgen und als Autor für Jobsuche & Karriere sowie Tech-Personalbeschaffung.
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