Ratgeber Berufe Ausbildung zum Chemikanten
Junge Wissenschaftlerin arbeitet an einem Experiment im Labor.

Chemikant Ausbildung – Ablauf, Dauer & Inhalte

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 11 Min.
Aktualisiert am: 02.10.2024

Ein Chemikant stellt aus organischen und anorganischen Rohstoffen chemische Erzeugnisse her. Chemikanten sind qualifizierte Fachkräfte, die z.B. in der chemischen Industrie Produkte wie Farben, Lacke und Reinigungsmittel herstellt. Sie bedienen computergesteuerte Anlagen und Fertigungsstraßen, messen und wiegen Rohstoffe und überwachen den Produktionsprozess. Der Beruf des Chemikanten ist sowohl eine Berufsbezeichnung für qualifizierte Mitarbeiter als auch ein Ausbildungsberuf.

Wie werde ich Chemikant?

Der Einstieg in die Ausbildung zum Chemikanten setzt bestimmte schulische Qualifikationen voraus. In der Regel ist ein mittlerer Bildungsabschluss, wie die Mittlere Reife, eine häufige Anforderung von Ausbildungsbetrieben. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen motivierte Bewerber mit einem Hauptschulabschluss oder vergleichbarer Qualifikation berücksichtigt werden. Ein höherer Schulabschluss, wie das Abitur oder Fachabitur, kann zusätzliche Möglichkeiten eröffnen, insbesondere im Hinblick auf anschließende Weiterbildungsmöglichkeiten oder ein Studium im chemischen Bereich.

Wichtige Schulfächer für Chemikanten Azubis

Für angehende Chemikanten sind bestimmte Schulfächer von besonderer Bedeutung. Naturwissenschaften, vorwiegend Chemie, sind grundlegend für das Verständnis der in der Ausbildung behandelten Inhalte. Auch Kenntnisse in Physik und Mathematik sind wichtig, da sie für das Verständnis chemischer Prozesse und für Berechnungen im Laboralltag unerlässlich sind. In einigen Fällen kann auch Biologie relevant sein, speziell, wenn es um biotechnologische Prozesse geht. Darüber hinaus sind Grundkenntnisse in Informatik hilfreich, da moderne Labore zunehmend auf digitale Technologien setzen.

Persönliche Interessen und Fähigkeiten

Neben den schulischen Voraussetzungen spielen persönliche Interessen und Fähigkeiten eine entscheidende Rolle. Eine Affinität zu naturwissenschaftlichen Themen und ein ausgeprägtes Interesse an chemischen Prozessen sind für diese Ausbildung essenziell. Analytisches Denken, eine sorgfältige Arbeitsweise und die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte zu verstehen, sind ebenso wichtig. Zudem sollten angehende Chemikanten eine gute Beobachtungsgabe besitzen und in der Lage sein, präzise und verantwortungsbewusst zu arbeiten. Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeiten sind ebenfalls von Bedeutung, da Chemikanten oft in multidisziplinären Teams arbeiten und ihre Ergebnisse effektiv kommunizieren müssen.

Ablauf und Inhalte der Ausbildung zum Chemikanten

Die Ausbildung zum Chemikanten ist ein sorgfältig strukturierter Weg, der Auszubildende durch eine Mischung aus Theorie und Praxis für eine Karriere in der Chemieindustrie vorbereitet. Sie erfolgt dual, d.h. sowohl im Ausbildungsbetrieb als auch in der Berufsschule.

Erstes Ausbildungsjahr: Grundlagen und Einführung

Im ersten Jahr steht die Einführung in die Grundlagen der Chemie und verwandter Disziplinen im Vordergrund. Auszubildende lernen hier die Basis von verfahrenstechnischen Grundoperationen, das Umgehen mit Arbeitsgeräten und –stoffen sowie das Messen und Bestimmen wichtiger Stoffkonstanten. Ein besonderes Augenmerk wird auf das Arbeiten im Team und die Instandhaltung von Produktionsanlagen gelegt. Dies bildet die Grundlage für eine sichere und effiziente Arbeit in der chemischen Produktion.

Zweites Ausbildungsjahr: Vertiefung und spezifische Kenntnisse

Das zweite Jahr dient der Vertiefung der im ersten Jahr erworbenen Kenntnisse. Hier lernen die Auszubildenden, wie sie chemische Prozesse kontrollieren, dokumentieren und verschiedene Stoffsysteme trennen. Besondere Bedeutung kommt der Qualitätskontrolle und dem Umweltschutz zu. Die Auszubildenden beginnen auch, ihre Fähigkeiten in spezialisierten Bereichen wie der thermischen Trennung von Stoffsystemen und der Handhabung organischer Chemikalien zu entwickeln. Zum Abschluss des zweiten Jahres steht der erste Teil der Abschlussprüfung an.

Drittes Ausbildungsjahr: Praxisanwendung und Spezialisierung

Im dritten und letzten Jahr der Ausbildung liegt der Fokus auf der praktischen Anwendung des Gelernten. Die Auszubildenden vertiefen ihre Kenntnisse in der thermischen und mechanischen Verfahrenstechnik, lernen die Optimierung von Produktionsabläufen und die Instandhaltung von Produktionseinrichtungen. Auch die Steuer- und Regelungstechnik spielt eine wichtige Rolle. In diesem Jahr wählen die Auszubildenden zudem spezielle Wahlqualifikationen, um ihre Fähigkeiten entsprechend ihren Interessen und den Anforderungen ihres Ausbildungsbetriebs weiter zu spezialisieren.

Was ist das durchschnittliche Gehalt als Chemikant?

Durchschnittsgehalt
39.672 €

brutto pro Jahr

Salary

Das Durchschnittsgehalt als Chemikant beträgt 39.672 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 36.000 € bis 46.000 € .

Während der gesamten Ausbildungszeit werden zudem Kenntnisse über Rechte und Pflichten, die Organisation des Ausbildungsbetriebs und Umweltschutzaspekte vermittelt. Der Berufsschulunterricht, der parallel zur betrieblichen Ausbildung stattfindet, ergänzt das praktische Lernen mit theoretischem Wissen und sorgt für eine ganzheitliche Ausbildung.

Dieser strukturierte Ausbildungsablauf stellt sicher, dass die Absolventen als qualifizierte Chemikanten in die Arbeitswelt eintreten können, mit einem tiefen Verständnis für die chemische Produktion und den damit verbundenen Prozessen.

Dauer der Ausbildung und Abschlussprüfung

Die Ausbildung zum Chemikanten erstreckt sich in der Regel über einen Zeitraum von drei Jahren. Diese Zeit ist aufgeteilt in verschiedene Phasen der theoretischen und praktischen Ausbildung, wobei jeder Abschnitt darauf ausgerichtet ist, die Auszubildenden schrittweise auf die Anforderungen und Herausforderungen im Berufsleben vorzubereiten.

Zeitlicher Rahmen der Ausbildung

Die dreijährige Ausbildungszeit ermöglicht es den Auszubildenden, ein umfassendes Verständnis der chemischen Prozesse und Technologien zu entwickeln. In dieser Zeit durchlaufen sie verschiedene Stufen der Ausbildung, beginnend mit den Grundlagen der Chemie, gefolgt von einer Vertiefung in spezialisiertere Bereiche und schließlich der Anwendung des Erlernten in der Praxis. Die Ausbildung ist so konzipiert, dass sie eine solide Basis für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn bietet.

Struktur der Abschlussprüfung

Die Abschlussprüfung am Ende der Ausbildung ist ein entscheidender Bestandteil und unterteilt sich in zwei Teile. Der erste Teil findet üblicherweise gegen Ende des zweiten Ausbildungsjahres statt und konzentriert sich auf die bis dahin vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten. Der zweite Teil der Prüfung erfolgt am Ende des dritten Ausbildungsjahres und umfasst sowohl theoretische als auch praktische Elemente. Diese Prüfung dient dazu, das umfassende Wissen und die praktischen Fähigkeiten der Auszubildenden zu bewerten und sicherzustellen, dass sie für die Anforderungen des Berufslebens als Chemikant vollständig vorbereitet sind.

Wie viel verdienen Chemikanten in der Ausbildung?

Die Ausbildungsvergütung für Chemikanten variiert je nach Industriezweig, Region und Unternehmen.

  • Im 1. Ausbildungsjahr: 900 – 1.000 €
  • Im 2. Ausbildungsjahr: 1.000 – 1.100 €
  • Im 3. Ausbildungsjahr: 1.100 – 1.200 €
  • Im 4. Ausbildungsjahr: 1.200 – 1.300 €​​

Berufsbild und Tätigkeiten eines Chemikanten

Der Beruf des Chemikanten ist vielschichtig und umfasst ein breites Spektrum an Tätigkeiten in der chemischen Industrie. Nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung sind Chemikanten mit den Fähigkeiten und dem Wissen ausgestattet, um in verschiedenen Bereichen der Chemieproduktion und -verarbeitung tätig zu sein.

Kernbereiche der Tätigkeit

  • Steuerung von Produktionsprozessen: Chemikanten überwachen und steuern chemische Produktionsprozesse. Sie bedienen Anlagen und Maschinen, die für die Herstellung chemischer Produkte benötigt werden.
  • Qualitätskontrolle: Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit ist die Durchführung von Qualitätskontrollen. Sie entnehmen Proben, führen Analysen durch und stellen sicher, dass die Endprodukte den Qualitätsstandards entsprechen.
  • Wartung und Instandhaltung: Die Wartung und Instandhaltung der Produktionsanlagen gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Sie sorgen dafür, dass die Anlagen störungsfrei laufen und die Produktionssicherheit gewährleistet ist.
  • Umweltschutz und Sicherheit: Chemikanten spielen eine wichtige Rolle beim Umweltschutz und der Arbeitssicherheit. Sie achten darauf, dass alle Prozesse umweltgerecht und unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften durchgeführt werden.

Weiterentwicklung und Spezialisierung

Mit zunehmender Erfahrung können sich Chemikanten auf bestimmte Bereiche spezialisieren, beispielsweise auf spezielle chemische Verfahren, die Entwicklung neuer Produkte oder auf die Leitung von Produktionsprozessen. Die kontinuierliche Weiterbildung ist in diesem sich schnell entwickelnden Feld von großer Bedeutung, um mit den technologischen Fortschritten Schritt zu halten.

Das Berufsbild des Chemikanten ist somit gekennzeichnet durch eine Mischung aus technischen Fähigkeiten, analytischem Denken und praktischem Know-how. Diese Kombination ermöglicht es Chemikanten, eine Schlüsselrolle in der Herstellung und Entwicklung neuer chemischer Produkte und Verfahren zu spielen.

Top-Unternehmen für Chemikant

HGA - Gesundheitsakademie Hessen
BYK-Chemie
Midas Pharma
De Nora Deutschland
Medipolis Unternehmensgruppe

Arbeitsbedingungen und Arbeitsumfeld

Die Arbeitsbedingungen und das Umfeld eines Chemikanten sind geprägt von einer Kombination aus Labor- und Produktionsstättenarbeit. Die Natur des Berufs erfordert ein hohes Maß an Genauigkeit, Sicherheitsbewusstsein und Verantwortung.

Arbeitsumgebung

  • Labore und Produktionsanlagen: Chemikanten arbeiten häufig in Laboren und an Produktionsanlagen. Während Labore eher für Forschungs- und Analysezwecke genutzt werden, finden in den Produktionsanlagen die eigentlichen chemischen Herstellungsprozesse statt.
  • Industrielle Umgebung: Die Arbeit findet oft in industriellen Umgebungen statt, die durch große Produktionsanlagen und technische Einrichtungen charakterisiert sind. Diese Umgebungen erfordern ein hohes Maß an Umsicht und die Einhaltung strenger Sicherheitsvorschriften.

Arbeitszeiten

Aufgrund des kontinuierlichen Betriebs vieler chemischer Produktionsanlagen ist Schichtarbeit für Chemikanten üblich. Dies kann Früh-, Spät- und Nachtschichten einschließen, um den 24-Stunden-Betrieb der Anlagen zu gewährleisten.

Arbeitsatmosphäre

In der Regel arbeiten Chemikanten in Teams, wobei Kooperation und Kommunikation wichtige Aspekte sind. Sie tauschen sich regelmäßig mit Kollegen, Laborpersonal und Ingenieuren aus, um die Effizienz und Sicherheit der Prozesse zu gewährleisten.

Berufsperspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten

Karrierechancen

  • Aufstiegsmöglichkeiten: Für ambitionierte Chemikanten gibt es vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten. Dazu gehören Positionen als Schichtleiter, Produktionsleiter oder in der Qualitätskontrolle. Mit zusätzlicher Erfahrung und Weiterbildung können Chemikanten auch Führungspositionen in der Produktion oder im Management übernehmen.
  • Spezialisierung: Die Möglichkeit, sich in bestimmten Bereichen zu spezialisieren, wie etwa in der Biochemie, der pharmazeutischen Chemie oder in der Prozessoptimierung, eröffnet weitere berufliche Wege.

Weiterbildung und Qualifikation

  • Techniker und Meister: Eine beliebte Option für die berufliche Weiterentwicklung ist die Weiterbildung zum Techniker oder Industriemeister Fachrichtung Chemie. Diese Qualifikationen ermöglichen eine tiefere fachliche Spezialisierung und eröffnen neue Karrierewege.
  • Studium: Für Chemikanten mit Hochschulreife besteht zudem die Möglichkeit, ein Studium in einem chemiebezogenen Fach wie Chemieingenieurwesen oder Verfahrenstechnik aufzunehmen. Dies kann zu fortgeschrittenen Positionen in Forschung und Entwicklung führen.
  • Fortbildungen: Darüber hinaus gibt es zahlreiche Fortbildungsangebote, die es Chemikanten ermöglichen, sich kontinuierlich in neuen Technologien und Methoden weiterzubilden.

Arbeitsmarkt und Branchen für Chemikanten

Branchenvielfalt und Hauptarbeitgeber

  • Chemische Industrie: Die traditionelle und größte Branche für Chemikanten. Hier arbeiten sie in der Herstellung von Chemikalien, Kunststoffen, Farben, Lacken und Pharmazeutika.
  • Pharmaindustrie: Eine weitere wichtige Branche, die sich auf die Herstellung von Medikamenten und anderen pharmazeutischen Produkten spezialisiert hat.
  • Lebensmittelindustrie: In der Lebensmittelchemie sind Chemikanten für die Qualitätssicherung und Entwicklung neuer Produkte zuständig.
  • Umwelttechnik und erneuerbare Energien: In diesen wachsenden Branchen tragen Chemikanten zur Entwicklung nachhaltiger Produkte und Energiequellen bei.

Arbeitsmarkt

  • Stabile Nachfrage: Der Bedarf an qualifizierten Chemikanten ist konstant hoch. Die Fähigkeit, komplexe chemische Prozesse zu steuern und zu überwachen, macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil vieler Industrien.
  • Internationale Möglichkeiten: Aufgrund der globalen Natur der chemischen Industrie bestehen auch internationale Karrieremöglichkeiten für Chemikanten, besonders in multinationalen Unternehmen.

Nach Informationen des Datensystems für Auszubildende (DAZUBI) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) steigt die Anzahl neuer Ausbildungen zum Chemikanten seit einigen Jahren. 2022 begannen 2.229 Azubis eine Ausbildung zum Chemikanten, was ca. 8 % über dem Vorjahreswert liegt. Die meisten Chemikanten Azubis (49,4 %) haben einen Realschulabschluss, gefolgt von Azubis mit der Hoch-/Fachhochschulreife mit 44,4 %. Nur ca. 6 % der Azubis haben einen Hauptschulabschluss.

Die Altersstruktur der Auszubildenden, die 2022 einen neuen Ausbildungsvertrag im Beruf des Chemikanten abgeschlossen haben, gibt Aufschluss über die Zielgruppe dieser Ausbildung. Die Informationen von der DAZUBI zeigen, dass über 26 % der Azubis noch minderjährig zu Beginn ihrer Ausbildung sind. Mehr als die Hälfte der Auszubildenden sind zu Beginn der Ausbildung unter 20 Jahre alt. Das Durchschnittsalter für Auszubildende mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag ist 19,9 Jahre. Im Jahr 2022 verteilten sich die Altersgruppen wie folgt:

Alter 17 Jahre und jünger 18 Jahre 19 Jahre 20-23 Jahre 24-39 Jahre 40 Jahre und älter
Azubis prozentual 26 % 13 % 14 % 33 % 13 % < 1 %

Diese Zahlen unterstreichen, dass die Ausbildung zum Chemikanten vor allem bei jüngeren Schulabgängern beliebt ist, was auf eine frühzeitige Berufsorientierung in diesem Bereich hindeutet​​.

Jan-Philipp Schreiber

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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