Ratgeber Berufe Medizinischer Dokumentar – Aufgaben, Erfolgsfaktoren & Perspektiven
Medizinischer Dokumentar unterschreibt ein Dokument

Medizinischer Dokumentar – Aufgaben, Erfolgsfaktoren & Perspektiven

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 5 Min.
Aktualisiert am: 02.10.2024

Ein medizinischer Dokumentar ist ein Fachexperte, der sich auf die Erfassung, Verwaltung und Analyse von medizinischen Daten und Dokumenten spezialisiert hat. Zu seinen Aufgaben gehören die präzise Dokumentation von Patientenakten, die Verarbeitung von medizinischen Statistiken sowie die Unterstützung klinischer Studien durch qualitativ hochwertige Datenverwaltung. Diese Rolle ist entscheidend für die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen und unterstützt die medizinische Forschung und Patientenversorgung durch genaue Informationsaufbereitung.

Tätigkeitsfelder des medizinischen Dokumentars*

Ein medizinischer Dokumentar* beschafft, dokumentiert, verschlüsselt und verarbeitet Informationen, die im Rahmen medizinischer Tätigkeiten anfallen. Dabei kann die konkrete Arbeit eines medizinischen Dokumentars* von Fall zu Fall ganz unterschiedlich sein, da sie in den verschiedensten Bereichen tätig sein können. Außer in Arztpraxen, Kliniken und Krankenhäusern arbeiten medizinische Dokumentare* auch in der pharmazeutischen und chemischen Industrie, in Forschungsinstituten oder in Gesundheitsämtern.

Im Krankenhaus werden Informationen über Diagnosen und Therapien nach gesetzlichen Vorgaben dokumentiert. Der Zusammenhang von Erkrankung und Behandlung muss in der Dokumentation ersichtlich werden. Diese Maßnahmen sind unter anderem für die Abrechnung mit den Krankenkassen notwendig.

Zur Arbeit eines medizinischen Dokumentars* in einer Klinik kann außerdem die Erstellung von elektronischen Patientenakten zählen, in denen alle den Krankheits- und Behandlungsverlauf eines Patienten* betreffende Daten gesammelt werden. Somit wird ein interdisziplinärer Überblick über die Situation des Patienten* möglich. Eine solche Patientenakte enthält zum Beispiel die Befunde und Diagnosen aller medizinischen Bereiche, die dazugehörige Korrespondenz, eine Darstellung des Behandlungsverlaufs und das Behandlungsergebnis. Die Daten werden außerdem mit geeigneten Mitteln wie Texten, Grafiken und Filmen veranschaulicht.

Mitwirkung an klinischen Studien & Forschungsarbeiten als medizinischer Dokumentar*

Ein weiterer Arbeitsbereich für den medizinischen Dokumentar* ist die Mitwirkung an medizinischen Studien oder Forschungsarbeiten. Die Arbeit an solchen Studien fällt zum Beispiel im Rahmen der Arzneimittelprüfung und -zulassung an, bei der Wirksamkeit und Verträglichkeit eines neuen Medikaments nachgewiesen werden müssen.
Teilweise sind medizinische Dokumentare auch für die komplette Organisation, Überwachung und statistische Auswertung einer Studie verantwortlich. Dafür entwickeln sie in Zusammenarbeit mit Ärzten* und Wissenschaftlern* Fragebögen und Formulare und programmieren Datenbanken, in denen die erhobenen Daten erfasst werden. Hier braucht der medizinische Dokumentar* Kenntnisse über Datenschutzbestimmungen und andere gesetzliche Vorgaben, da diese eingehalten werden müssen.

Oftmals führen medizinische Dokumentare* auch die sogenannte Randomisierung durch. Bei diesem Prozess werden die Patienten* nach dem Zufallsprinzip verschiedenen Behandlungsarten zugeteilt. Dies gewährleistet zudem eine gleichmäßige Verteilung der personenabhängigen Störfaktoren auf die Experimental- und Kontrollgruppen.

Wird der medizinische Dokumentar* als Data Manager* eingesetzt, ist er für die Qualität und Validität der Daten verantwortlich und führt die eingehenden Daten nach Prüfung zusammen. Sorgfältige Arbeit ist hier enorm wichtig, um beispielsweise die Sicherheit eines Medikaments gewährleisten zu können. Schließlich erarbeitet der medizinische Dokumentar* eine korrekte Auswertedatei und bereitet die Präsentation der statistischen Ergebnisse vor. Dazu gehört die Erstellung von Schaubildern, Präsentationen und Abschlussberichten.

Außer an klinischen Studien können die medizinischen Dokumentare* ebenso an epidemiologischen Studien arbeiten. Die Epidemiologie untersucht die äußeren Umstände, die sich auf die Gesundheit einer Person oder einer Gruppe auswirken können.

Das Hauptziel solcher Untersuchungen ist es, Maßnahmen zur Beeinflussung und Kontrolle von Gesundheitsproblemen in der Bevölkerung zu ergreifen. Dazu gilt es, den Zusammenhang von beispielsweise bestimmten Lebensumständen mit einem Krankheitsbild zunächst einmal zu erkennen.

Um solche Schlüsse ziehen zu können, ist eine große Menge an Daten notwendig, die verarbeitet und ausgewertet wird. Diese zieht der medizinische Dokumentar* aus Studien, die er unter Umständen selbst plant, durchführt und koordiniert.

Im Gegensatz zu klinischen Studien, die experimentell und unter möglichst gleichen Rahmenbedingungen durchgeführt werden, basieren die epidemiologischen Studien meist auf Beobachtung. In der Praxis bedeutet das eine Erfassung der Lebenssituation der Studienteilnehmer* durch den Einsatz von Fragebögen, die der medizinische Dokumentar* selbst erstellt und auswertet. Aus den erhobenen Daten werden infolgedessen Übersichten erstellt.

Um die Vergleichbarkeit von Statistiken sicherzustellen, berücksichtigen medizinische Dokumentare* zusätzlich die nationalen und internationalen Regelungen. Dazu planen und programmieren sie die Datenbanken nach diesen Regeln und schulen deren Benutzer* entsprechend. In regelmäßigen Abständen analysieren sie die erfassten Daten, bereiten die Ergebnisse auf und diskutieren mit Ärzten* die Auswertung und Interpretation der Studien.

Begriffe

Arzneimittelprüfung Prüfung von Arzneimitteln vor der Zulassung auf Wirksamkeit und Verträglichkeit
Epidemiologie Wissenschaft, die sich mit Ursachen und Folgen sowie der Verbreitung von Krankheiten in Bevölkerungsgruppen beschäftigt
Klinische Studie Studie an Patienten und gesunden Probanden, die in fünf Phasen abläuft, in denen schrittweise mehr Probanden hinzugezogen werden
Randomisierung Zuteilung von Probanden auf Experimental- und Kontrollgruppen nach dem Zufallsprinzip, die personenabhängige Störgrößen gleichmäßig auf die Gruppen verteilt

Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Literaturdokumentation. Der medizinische Dokumentar* recherchiert für seinen Auftraggeber interessante Literatur aus allen Bereichen der Medizin, beschafft sie, erfasst sie formal und prüft sie auf inhaltliche Relevanz. Zu den Auftraggebern gehören wissenschaftliche Forschungseinrichtungen, Krankenkassen, Universitätskliniken, Behörden oder Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie.

Darüber hinaus recherchiert der medizinische Dokumentar* in fachspezifischen Datenbanken, im Internet, in Nachschlagewerken und Literaturdatenbanken. Häufig muss er sich in komplexe Fragestellungen einarbeiten und die gefundenen Informationen anschließend in geeigneter Form für den Auftraggeber aufbereiten und präsentieren.

Ebenfalls sind medizinische Dokumentare* auch oft in der Arzneimittelsicherheit tätig. Hier betreuen sie die Datenbanken, in denen Nebenwirkungen von zugelassenen Medikamenten dokumentiert werden. Durch regelmäßige Analyse der Daten können medizinische Dokumentare* frühzeitig erkennen, wenn gehäuft Nebenwirkungen auftreten und Gegenmaßnahmen einleiten.

Medizinische Dokumentare* zeichnet fundiertes Wissen sowohl im medizinischen Bereich, als auch in der Statistik und Informatik aus. Sie beherrschen die gängigen Statistikprogramme, haben logische und mathematische Fähigkeiten, sind kommunikationsstark und gut organisiert.

Perspektiven

Steht zu Beginn die Einhaltung der dokumentarischen Formalia im Vordergrund, führt der Weg für erfahrene Dokumentare* oft zu einer Tätigkeit als Clinical Data Manager*. In dieser zentralen Position erhält man einen Überblick über die Daten aller Prüfzentren. Außerdem trägt der Clinical Data Manager* die Verantwortung für die Qualität der Daten, die für die Studie ausgewertet werden, sowie für die Korrektheit der Auswertung. Diese Tätigkeit beinhaltet neben Führungsverantwortung auch den Kontakt mit dem Sponsor der Studie, klinischen Monitoren, Prüfärzten und Ethikkommissionen. Zu anderen möglichen Tätigkeiten gehören Anwenderschulungen für Datenbanken oder Projektmanagement klinischer bzw. epidemiologischer Studien.

Erfolgsfaktoren für medizinische Dokumentare*

  • Kenntnisse über medizinische Klassifikationen und Nomenklaturen
  • Wissenschaftliche Literaturrecherche und Literaturdokumentation
  • Analyse und Darstellung von wissenschaftlichen Daten
  • Datenmanagement
  • Grundlagen klinischer und epidemiologischer Studien
  • Analytische Statistik / Mathematik und Wahrscheinlichkeitsrechnung Statistiksoftware
  • Informatik- und Programmierkenntnisse und Datenbanktechnik, Kommunikationsfähigkeit
Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
Weniger anzeigen