In Deutschland gibt es insgesamt 34 anerkannte Facharztrichtungen, die Mediziner nach ihrem Studium einschlagen können. Diese Spezialisierungen ermöglichen es Ärzten, in einem spezifischen Bereich der Medizin umfassend tätig zu werden. Die Facharztausbildung dauert in der Regel 5 bis 6 Jahre und vertieft das Wissen und die praktischen Fertigkeiten in Bereichen wie der Inneren Medizin, der Chirurgie oder der Neurologie. Jede Fachrichtung spielt eine entscheidende Rolle in der medizinischen Versorgung und deckt spezifische Erkrankungen oder Patientengruppen ab.
Inhalt
In Deutschland gibt es 34 anerkannte Facharztrichtungen, die Mediziner nach ihrem Studium und der Approbation wählen können. Diese decken ein breites Spektrum der medizinischen Versorgung ab, von der allgemeinen Versorgung bis hin zu spezialisierten Behandlungsfeldern. Hier ist eine vollständige Liste der Facharztrichtungen:
Nach der Ärztestatistik der Bundesärztekammer von 31. Dezember 2024 gibt es in Deutschland 428.474 berufstätige Ärzte und Ärztinnen. Der Großteil davon sind Ärzte ohne Gebietsbezeichnung. Die meisten Ärzte gibt es im Fachgebiet Innere Medizin (61.899 Ärzte) sowie in der Allgemeinmedizin (44.912 Ärzte). Ebenfalls beliebt sind die Chirurgie mit 41.287 Fachärzten und die Anästhesiologie mit 27.572 Fachärzten. Einen Einblick in die Aufgaben und Inhalte der vier beliebtesten Fachgebiete zeigen wir dir im nächsten Kapitel. In Deutschland arbeiten 168.285 Fachärzte ambulant und 221.936 Fachärzte stationär. Diese Tabelle zeigt dir, wie viele Ärzte es in den jeweiligen Fachgebieten in Deutschland gibt:
Bezeichnung | Berufstätige Ärzte und Ärztinnen |
---|---|
Ohne Gebietsbezeichnung | 127.090 Ärzte |
Allgemeinmedizin | 44.912 Ärzte |
Anästhesiologie | 27.572 Ärzte |
Anatomie | 101 Ärzte |
Arbeitsmedizin | 4.101 Ärzte |
Augenheilkunde | 8.135 Ärzte |
Biochemie | 33 Ärzte |
Chirurgie | 41.287 Ärzte |
Frauenheilkunde und Geburtshilfe | 19.530 Ärzte |
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde | 6.608 Ärzte |
Haut- und Geschlechtskrankheiten | 6.511 Ärzte |
Humangenetik | 410 Ärzte |
Hygiene und Umweltmedizin | 246 Ärzte |
Innere Medizin | 61.899 Ärzte |
Kinder- und Jugendmedizin | 16.803 Ärzte |
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie | 2.855 Ärzte |
Laboratoriumsmedizin | 1.206 Ärzte |
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie | 845 Ärzte |
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie | 1.903 Ärzte |
Nervenheilkunde | 1.827 Ärzte |
Neurochirurgie | 2.713 Ärzte |
Neurologie | 9.636 Ärzte |
Nuklearmedizin | 1.240 Ärzte |
Öffentliches Gesundheitswesen | 724 Ärzte |
Pathologie | 1.892 Ärzte |
Pharmakologie | 355 Ärzte |
Phoniatrie und Pädaudiologie | 1 Arzt |
Physikalische und Rehabilitative Medizin | 1.879 Ärzte |
Physiologie | 87 Ärzte |
Psychiatrie und Psychotherapie | 12.957 Ärzte |
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie | 4.406 Ärzte |
Radiologie | 9.938 Ärzte |
Rechtsmedizin | 298 Ärzte |
Strahlentherapie | 1.609 Ärzte |
Transfusionsmedizin | 551 Ärzte |
Urologie | 6.624 Ärzte |
Sonstige Gebietsbezeichnungen | 50 Ärzte |
Die größte Veränderung der Anzahl von Fachärzten im Vergleich zum Vorjahr fand in den Gebieten Biochemie mit einem Zuwachs von 6,5 % und Neurologie mit einem Zuwachs von 4,3 % statt. Die Arbeitsmedizin konnte mit einer Veränderung von 3,7 % ebenfalls hohe Zuwächse verzeichnen. Im Gegensatz dazu fand im Gebiet Nervenheilkunde eine Abnahme von 7,8 % berufstätiger Ärzte statt. Auch im Gebiet Pharmakologie waren 4,8 % weniger Fachärzte tätig als im Vorjahr.
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als Facharzt beträgt 89.248 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 73.300 € bis 109.122 € .
Die Innere Medizin ist ein Fachgebiet, das sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten der inneren Organe befasst. Dabei steht die Versorgung von Patienten mit vielfältigen Erkrankungen im Vordergrund, die Organsysteme wie das Herz-Kreislauf-System, die Atmungsorgane, den Verdauungstrakt, die Nieren, das Blut sowie den Stoffwechsel betreffen. Internisten sind häufig erste Ansprechpartner für Patienten mit Beschwerden, die nicht eindeutig einem Organ zugeordnet werden können. Sie übernehmen die ganzheitliche Untersuchung, um komplexe Krankheitsbilder zu erfassen und zu behandeln.
Typische Erkrankungen, die in der Inneren Medizin behandelt werden, sind unter anderem Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus, Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Auch Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen, Nierenproblemen oder Autoimmunerkrankungen suchen Internisten auf. Da viele dieser Krankheiten chronischer Natur sind, spielt die Langzeitbetreuung eine zentrale Rolle. Internisten kümmern sich dabei nicht nur um akute Beschwerden, sondern auch um das Management langfristiger Therapien und regelmäßiger Kontrolluntersuchungen.
Diagnostische Verfahren wie EKG, Ultraschall, Endoskopien und Laboruntersuchungen sind ein fester Bestandteil des Berufsalltags. Internisten setzen diese Techniken gezielt ein, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu therapieren. Sie erstellen individuelle Behandlungspläne, die von Medikamenteneinsatz bis hin zu invasiven Maßnahmen wie minimalinvasiven Eingriffen reichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Inneren Medizin ist die Prävention. Hierzu gehören Gesundheitschecks und Vorsorgeuntersuchungen, um Krankheiten bereits im Frühstadium zu erkennen und zu vermeiden.
Durch die Vielzahl an Erkrankungen und das Zusammenspiel verschiedener Organsysteme ist es für Internisten oft erforderlich, mit anderen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten, um eine umfassende Patientenversorgung sicherzustellen. Besonders bei Patienten mit komplexen Krankheitsbildern, die mehrere Organe betreffen, ist die Koordination mit Spezialisten entscheidend, um eine ganzheitliche Therapie zu ermöglichen.
Die Allgemeinmedizin ist das Fachgebiet, das sich mit der umfassenden Betreuung von Patienten aller Altersgruppe befasst. Hausärzte sind meist die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen und betreuen Menschen bei akuten Beschwerden, chronischen Erkrankungen sowie in der Vorsorge. Sie decken ein breites Spektrum ab, das von Infektionen, Schmerzen und kleineren Verletzungen bis hin zur Begleitung von Langzeiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Asthma reicht. Diese kontinuierliche Versorgung erfordert nicht nur Diagnose und Behandlung, sondern auch die Koordination weiterer medizinischer Maßnahmen, wie Überweisungen zu Fachärzten.
In der Allgemeinmedizin geht es neben der Behandlung von akuten Erkrankungen auch um präventive Maßnahmen. Regelmäßige Gesundheitschecks, Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen sowie Beratungen zur gesunden Lebensführung sind typische Aufgaben. Allgemeinmediziner betreuen häufig Patienten über viele Jahre hinweg und kennen deren Krankheitsgeschichte, was eine langfristige Betreuung und individuelle Therapieplanung ermöglicht.
Darüber hinaus sind Hausärzte für die Früherkennung von Krankheiten zuständig, die in anderen Fachgebieten behandelt werden müssen. Sie führten erste Untersuchungen durch und entschieden, ob eine Weiterbehandlung durch einen Facharzt erforderlich ist. Dabei nutzen sie diagnostische Verfahren wie Blutuntersuchungen, EKG oder Ultraschall, um einen Überblick über den Gesundheitszustand des Patienten zu erhalten. In der Praxis spielt auch die Nachsorge nach Krankenhausaufenthalten oder Operationen eine große Rolle, um die Genesung zu begleiten und Komplikationen zu verhindern.
Die Chirurgie befasst sich mit der operativen Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Fehlbildungen. Chirurgen führen Eingriffe durch, die notwendig sind, um geschädigtes Gewebe zu reparieren, erkrankte Organe zu entfernen oder Knochenbrüche zu stabilisieren. Je nach Art der Erkrankung und des betroffenen Organsystems kommen unterschiedliche chirurgische Methoden zum Einsatz, von minimalinvasiven Techniken bis hin zu komplexen, offenen Operationen.
Ein Chirurg diagnostiziert zunächst die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs und plant diesen im Detail. Zu den häufigsten Bereichen der Chirurgie gehören die allgemeine Chirurgie, die sich mit Operationen am Verdauungstrakt, der Schilddrüse und der Bauchdecke befasst, sowie die Unfallchirurgie, die auf die Behandlung von Knochenbrüchen, Gelenkverletzungen und Weichteilverletzungen spezialisiert ist. Ebenfalls wichtig ist die Viszeralchirurgie, die sich mit Operationen an den inneren Organen wie Magen, Leber, Darm und Bauchspeicheldrüse beschäftigt.
Ein weiteres großes Feld ist die orthopädische Chirurgie, die sich um Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungsapparates kümmert. Hierzu zählen Operationen an Knochen, Gelenken und Muskeln. Häufig werden Prothesen eingesetzt oder Fehlstellungen korrigiert. In der Herz- und Gefäßchirurgie stehen operative Eingriffe am Herzen und den Blutgefäßen im Fokus, beispielsweise bei Herzklappenfehlern oder Verengungen der Arterien.
Neben den eigentlichen Eingriffen gehört auch die Nachsorge zur chirurgischen Tätigkeit. Patienten müssen nach Operationen überwacht werden, um Komplikationen wie Infektionen oder Nachblutungen zu vermeiden. Die postoperative Betreuung ist daher ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsalltags in der Chirurgie, ebenso wie die enge Zusammenarbeit mit Anästhesisten und anderen Fachbereichen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.
Chirurgen müssen in der Lage sein, in akuten Notfällen schnell zu handeln, sei es bei schweren Unfällen oder lebensbedrohlichen Zuständen wie einem Blinddarmdurchbruch oder inneren Blutungen. In solchen Situationen entscheidet oft die Geschwindigkeit des Eingriffs über das Leben des Patienten.
Die Anästhesiologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der Betäubung und Schmerzfreiheit während operativer und diagnostischer Eingriffe beschäftigt. Ein Anästhesist sorgt dafür, dass Patienten während einer Operation keine Schmerzen empfinden und in einem stabilen Zustand bleiben. Dazu gehören verschiedene Narkoseformen wie die Allgemeinanästhesie (Vollnarkose), bei der der Patient bewusstlos ist und die Regionalanästhesie, bei der nur bestimmte Körperregionen betäubt werden.
Vor dem Eingriff bespricht der Anästhesist die Vorgeschichte des Patienten und wählt die passende Narkoseform. Dabei werden der Gesundheitszustand, eventuelle Vorerkrankungen sowie das geplante Verfahren berücksichtigt. Während der Operation überwacht der Anästhesist kontinuierlich die Vitalfunktionen wie Herzschlag, Blutdruck und Sauerstoffsättigung. Bei unerwarteten Komplikationen greift er sofort ein, um den Patienten zu stabilisieren.
Ein weiterer wichtiger Teil der Anästhesiologie ist die Schmerztherapie nach dem Eingriff. Der Anästhesist stellt sicher, dass der Patient nach der Operation schmerzfrei bleibt und leitet entsprechende Maßnahmen ein. In vielen Fällen betreut der Anästhesist den Patienten auch auf der Intensivstation, besonders bei schwerwiegenden Eingriffen oder kritischen Zuständen, die eine engmaschige Überwachung erfordern.
Neben operativen Eingriffen sind Anästhesisten auch in der Notfallmedizin tätig. Sie übernehmen die Schmerzlinderung bei Verletzten und stabilisieren Patienten bei akuten lebensbedrohlichen Zuständen.
Fachärzte in Deutschland können je nach Fachrichtung, Erfahrung und Arbeitsumfeld stark unterschiedliche Gehälter erzielen. Das Einkommen hängt oft davon ab, ob der Arzt in einer Klinik oder einer Praxis arbeitet, ob er angestellt oder niedergelassen ist, und wie lange er schon im Beruf tätig ist. In der Regel steigen die Gehälter mit der Berufserfahrung. Besonders hoch ist das Einkommen in Bereichen wie der Radiologie oder der Kardiologie, während beispielsweise Allgemeinmediziner oder Fachärzte in der Kinder- und Jugendmedizin weniger verdienen.
Nachfolgend eine Übersicht über die Durchschnittsgehälter von Fachärzten in verschiedenen Fachbereichen:
Wo gibt es aktuell die meisten Facharzt Jobs?
Fachgebiet | Durchschnittsgehalt (Brutto/Jahr) |
---|---|
Radiologie | 130.000 – 280.000 € |
Kardiologie | 120.000 – 250.000 € |
Anästhesiologie | 100.000 – 180.000 € |
Innere Medizin | 90.000 – 150.000 € |
Orthopädie und Unfallchirurgie | 100.000 – 180.000 € |
Chirurgie | 90.000 – 160.000 € |
Neurologie | 80.000 – 140.000 € |
Allgemeinmedizin | 70.000 – 120.000 € |
Kinder- und Jugendmedizin | 70.000 – 120.000 € |
Psychiatrie und Psychotherapie | 80.000 – 140.000 € |
Gynäkologie und Geburtshilfe | 85.000 – 150.000 € |
Augenheilkunde | 90.000 – 160.000 € |
In städtischen Gebieten sowie in spezialisierten Kliniken sind die Verdienstmöglichkeiten häufig höher als in ländlichen Regionen. Niedergelassene Fachärzte, die ihre eigene Praxis betreiben, haben oft die Möglichkeit, höhere Einkommen zu erzielen, tragen jedoch auch unternehmerische Risiken.
Die Karriereperspektiven für Fachärzte in Deutschland hängen stark von der jeweiligen Fachrichtung ab. Besonders gefragt sind Fachärzte in der Allgemeinmedizin sowie in der Inneren Medizin. Hier besteht ein deutlicher Mangel, vor allem in ländlichen Regionen, wo Hausärzte dringend gesucht werden. Der demografische Wandel trägt dazu bei, dass der Bedarf an Allgemeinmedizinern und Internisten kontinuierlich wächst. Auch Anästhesisten, Psychiater sowie Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin gehören zu den stark nachgefragten Gruppen. In diesen Fachrichtungen gibt es regelmäßig zahlreiche offene Stellen, und die Berufsaussichten sind sehr gut.
Gegenüber diesen Engpässen stehen Fachrichtungen, in denen ein geringer Bedarf an neuen Fachärzten besteht. Beispielsweise gibt es in den Bereichen wie der Dermatologie oder der Radiologie oft mehr Bewerber als offene Stellen. Diese Fächer sind sehr attraktiv, weshalb sie stärker nachgefragt werden, was zu einem Fachkräfteüberschuss führen kann. Auch in vorklinischen Disziplinen wie Anatomie oder der Physiologie gibt es wenig neue Facharzttitel und einen relativ begrenzten Arbeitsmarkt.