Chemie- und Verfahrensingenieure sind Fachexperten, die sich mit der Entwicklung, Optimierung und Implementierung von chemischen Prozessen und Verfahrenstechniken in Industrieunternehmen beschäftigen. Diese Ingenieure spielen eine entscheidende Rolle in der chemischen Industrie, indem sie innovative Lösungen für die Herstellung von Chemikalien, Arzneimitteln, Lebensmitteln und anderen Produkten entwickeln. Ihre Arbeit zielt darauf ab, Produktionsprozesse effizienter, sicherer und umweltfreundlicher zu gestalten. Die Aufgaben von Chemie- und Verfahrensingenieuren umfassen die Planung und Konstruktion von Anlagen, die Überwachung von Produktionsprozessen sowie die Forschung und Entwicklung neuer Verfahrenstechniken und Produkte.
Während in der Vergangenheit die Fachgebiete klar abgegrenzt waren, überschneiden sich die Fach- und Studieninhalte des Chemieingenieurwesens, der Verfahrenstechnik und der Prozesstechnik heutzutage immer stärker. Somit unterscheiden sich diese drei Bereiche oftmals nur noch durch verschiedene Studienschwerpunkte. Infolgedessen sind entsprechende Stellenausschreibungen häufig für Chemie-, Verfahrens- und Prozessingenieure* offen. Im beruflichen Alltag ist der Übergang der Tätigkeitsfelder im Chemieingenieurwesen und der Verfahrenstechnik oft fließend.
Durch die praxisorientierten Studiengänge sind die Arbeitsfelder und Berufsbilder sehr vielseitig. Gute Karrieremöglichkeiten bieten neben mittelständischen Betrieben und der Großindustrie auch Forschungseinrichtungen. Immer komplexer werdende technische Anlagen, immer stärker miteinander verwobene chemische Prozesse verlangen Ingenieure*, die interdisziplinär arbeiten möchten. Diese Entwicklungen verschaffen Ingenieuren* dieser Fachbereiche exzellente Berufsaussichten.
Inhalt
Die chemische Industrie bietet für Chemie- und Verfahrensingenieure* vielversprechende Karriereperspektiven. Abgesehen davon ist die chemisch-pharmazeutische Industrie die drittgrößte Branche Deutschlands und umfasste im Jahr 2021 466.500 Arbeitsplätze. Dieser stabile Wirtschaftszweig wird auch in Zukunft viele Arbeitsplätze bieten. Im europäischen Vergleich ist Deutschland mit einem Umsatz von rund 220 Milliarden Euro Spitzenreiter. Unter den 2.100 Chemieunternehmen in Deutschland sind besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen sehr erfolgreich. Sie beteiligen sich mit rund 30 % am Gesamtumsatz der Branche und sind oftmals Weltmarktführer auf ihrem Arbeitsgebiet. Interessant ist, dass über 90 % der Chemieunternehmen nicht mehr als 500 Beschäftigte haben und dass über ein Drittel der Arbeitsplätze von den kleineren und mittleren Unternehmen generiert werden (VCI).
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als Verfahrenstechniker beträgt 46.464 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 39.000 € bis 56.840 € .
Selbst im globalen Export behauptet sich Deutschland mit Chemieexporten von über 200 Milliarden Euro auf Platz eins als Global Player. Ausländische Unternehmen profitieren von den Standortvorteilen in Deutschland und investieren in die chemisch-pharmazeutische Industrie. Dadurch tragen Sie einen enormen Teil zur Beschäftigungssicherung in Deutschland bei. Somit bieten sich für Chemie- und Verfahrensingenieure* vielfältige internationale Karrieremöglichkeiten, in denen Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz gefragt sind.
Darüber hinaus erfordern viele Faktoren wie die Globalisierung, Ernährung, Gesundheit, Energie und Umweltschutz innovative Lösungen. Auf der Suche nach Lösungen spielt die Chemie mit nachhaltigen Entwicklungen eine entscheidende Rolle. In der Entwicklung, Produktion und Planung dieser Produkte sehen die Arbeitschancen für Chemie-, Prozess- und Verfahrensingenieure sehr erfolgversprechend aus.
Hervorragende Perspektiven weisen die Bereiche der chemischen Verfahrenstechnik, physikalischen Chemie, Bioverfahrenstechnik, Lebensmitteltechnologie und Prozessdynamik auf. Somit kann ein Chemieingenieur* unter anderem in der Anlagen- und Sicherheitstechnik, Lebensmitteltechnik, aber auch in der Katalysatorentwicklung und der Anlagensteuerung tätig werden. Darüber hinaus kann man sich als Chemieingenieur* oder Verfahrensingenieur* auch auf bestimmte Produktpaletten oder deren Qualitätssicherung spezialisieren. Die Produktentwicklung, das Qualitätsmanagement, als auch die Produktion und Forschung bieten spannende Tätigkeitsfelder. In diesen Verantwortungsbereichen verbindest du dein naturwissenschaftliches, insbesondere chemisches Fachwissen, mit deinem ingenieurwissenschaftlichen Anwendungswissen und arbeiten z. B. als Forscher* im Labor, als Anlagenentwickler*, als Programmierer* von Leitsystemen, oder als Betriebsführer* von Produktionsanlagen.
Aktuelle Forschungsthemen sind unter anderem die Bereiche Rohstoffe und Energie, die Erforschung individualisierter Nährstoffversorgung durch neue Proteinquellen, intelligente Verpackungen, Speicherung und Nutzung von Energie oder die dynamische Wasseraufbereitung. Chemie- und Verfahrensingenieure können zudem beratend und überwachend im öffentlichen Dienst, z. B. in der Gewerbeaufsicht tätig werden.
In der Industrie entwickeln Chemie-, Verfahrens- und Prozessingenieure* nicht nur chemische Substanzen oder einzelne Bauteile, sondern auch ganze Anlagen. Hier ist Teamarbeit gefragt. Wenn du also gerne in interdisziplinären Teams arbeitest, sind diese Aufgabenfelder eine gute Möglichkeit, deine Teamfähigkeit einzusetzen. In der Forschung und Entwicklung stehen maßgeschneiderte Produktionslösungen im Mittelpunkt. Besonders die Berücksichtigung der mechanischen, chemischen oder korrosiven Belastbarkeit der Produkte unterliegt immer weiteren Ansprüchen. Somit kannst du in der Produktentwicklung und dem Produktmanagement Verantwortung für maßgeschneiderte Produktionslösungen übernehmen. Ebenso bieten sich in der Prozesstechnik spannende Berufsbilder, in denen nachhaltig Stoffumwandlungsprozesse technisch umgesetzt und nutzbare Zwischen- und Endprodukte entwickelt werden. Beispiele sind u. a. Pharmazeutika, Treibstoffe, Kosmetika, Düngemittel oder Lacke. Sie werden mit verfahrenstechnischen Methoden hergestellt und so modifiziert, dass sie die gewünschten Eigenschaften wie Wirksamkeit und Lagerfähigkeit erhalten.
Insbesondere in der Forschung, Produktentwicklung und der industriellen Anwendung ist das chemische Fachwissen essenziell. Von thermischen Prozessen und Trenntechniken über Reaktionskinetik und der Wärme- und Stoffübertragung ist Spezialwissen gefragt. Ebenso fließen Erkenntnisse aus verfahrens- und prozesstechnischen Theorien, aber auch Erfahrungen aus der experimentellen Arbeit ein. Dabei verarbeitet ein Chemieingenieur* oder Verfahrensingenieur* natürliche Rohstoffe, aber auch Zwischen- und Abfallprodukte im Industriemaßstab. Die detaillierte Protokollierung der Ergebnisse, die messtechnische Planung und die computergestützte Simulation komplexer Vorgänge gehören in dem Bereich zur täglichen Arbeit.
Ist deine Stärke ein ausgeprägtes Fachwissen und verfügst du ebenfalls über eine gute analytische Denkweise? Diese Stärken sind nicht nur in fachlich geprägten Berufsbildern wie in der Forschung, Entwicklung, Produktion oder im Anlagenbau gefragt, sondern sie sind auch das Fundament für Managementpositionen.
Im Sommersemester 2023 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 8.060 Studierende in Studiengänge des Chemieingenieurwesens und der Chemieverfahrenstechnik eingeschrieben. Durch die Studieninhalte des Chemieingenieurwesens und der Verfahrenstechnik sind im beruflichen Umfeld viele Spezialisierungen möglich. Die Vielseitigkeit des Studiums spiegelt sich auch in der Vielseitigkeit der Berufsfelder eines Chemie-, Verfahrens- und Prozessingenieurs* wider. Somit setzt du durch deine Spezialisierung im Studium erste Weichen für deine berufliche Zukunft. Hast du dich z. B. auf Energietechnik spezialisiert, stehen dir Berufsfelder in der Energiewirtschaft offen. Lag dein Schwerpunkt in der Prozesstechnik oder Verfahrenstechnik stehen dir Berufsfelder z. B. im Anlagenbau in der chemischen Industrie offen.
Neben den allgemeinen Spezialisierungen kannst du durch speziellere Vertiefungen wie der Lacktechnologie, Bioprozesstechnik, Agrartechnik, Wassertechnologie oder Kunststofftechnologie starke Grundlagen für deinen beruflichen Einstieg schaffen. Außerdem gibt es für einen Chemieingenieur* auch gute Einstiegsmöglichkeiten in den Bereichen Umweltschutz, Explosion- und Brandschutz oder Anlagensicherheit. Ebenso bietet der Automotiv-Bereich spannende Perspektiven. Hier sind im Fahrzeugbau Themen wie Material- und Prozesstechnik gefragt. Gerade fortschreitende Entwicklungen in der Elektromobilität schaffen wichtige Einsatzbereiche in Energieerzeugung und –transport sowie der Akku- und Batterietechnik. Gute Voraussetzungen für einen Einstieg in abwechslungsreiche und interdisziplinäre Arbeitsgebiete schaffen frühzeitige Praxisphasen in der Industrie.
Aufgrund zahlreich aufgestellter internationaler Unternehmen können gute Englischkenntnisse und ein solides Fachvokabular wichtig für den beruflichen Erfolg werden. Ebenso sollte ein Chemieingenieur* oder Verfahrensingenieur* Kommunikationsstärke mitbringen, um seinen Karriereweg als Teammitglied oder später auch als Teamleiter* erfolgreich gestalten zu können.
Wo gibt es aktuell die meisten Verfahrenstechniker Jobs?