Ratgeber Lebenslauf Abgebrochenes Studium im Lebenslauf
Abgebrochenes Studium im Lebenslauf angeben oder nicht?

Abgebrochenes Studium im Lebenslauf

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 6 Min.
Aktualisiert am: 27.08.2024

Du fragst dich, ob du ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf angeben solltest? Auch wenn es dir auf den ersten Blick nicht optimal erscheint, ist es immer noch besser, als eine Lücke im Lebenslauf zu lassen. Ein gut vorbereiteter Lebenslauf, der das abgebrochene Studium transparent und nachvollziehbar darstellt, kann Personalverantwortliche überzeugen und das Augenmerk auf relevante Qualifikationen und praktische Erfahrungen lenken.

Soll man das abgebrochene Studium im Lebenslauf erwähnen?

Ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf anzugeben, ist in den meisten Fällen sinnvoller, als eine Lücke entstehen zu lassen. Lücken werfen oft Fragen auf und können bei Personalverantwortlichen zu Unsicherheiten führen. Der Abbruch eines Studiums hat in der Regel gute Gründe, sei es, weil man sich in der Orientierungsphase befindet, der gewählte Studiengang doch nicht den Erwartungen entsprach, oder finanzielle Aspekte eine Rolle spielten.

Gerade junge Menschen sind oft noch auf der Suche nach dem passenden Weg und lernen dabei, was ihnen wirklich liegt. Ein abgebrochenes Studium kann zudem zeigen, dass man den Mut hatte, eine wichtige Entscheidung zu treffen und einen neuen Weg einzuschlagen. Ein solcher Schritt ist kein Ausschlusskriterium, sondern kann sogar positiv gewertet werden, wenn man seine Gründe nachvollziehbar darlegt und betont, welche Erfahrungen man dabei gewonnen hat. Es gibt sogar spezielle Programme, die Studienabbrecher unterstützen und alternative Karrierewege aufzeigen.

Ist ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf schlimm?

Ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf ist weniger schlimm, als viele annehmen. Tatsächlich gehört es für viele Menschen zum normalen Verlauf der Berufsorientierung. Eine Statistik des Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zeigt, dass etwa 28 % der Bachelorstudierenden in Deutschland ihr Studium vorzeitig beenden. An Universitäten sind es sogar 35 % der Bachelorstudierenden. In Studienfächern der Mathematik und Geisteswissenschaften liegt die Abbruchquote sogar bei ca. 50 %. Du bist also nicht allein und dieser Schritt ist keine Ausnahme oder Seltenheit.

Ein Abbruch kann sogar positive Aspekte haben, da er zeigt, dass du bereit bist, schwierige Entscheidungen zu treffen und dich neuen Herausforderungen zu stellen. Arbeitgeber wissen, dass nicht jeder Lebenslauf geradlinig verläuft. Sie sehen in deinem abgebrochenen Studium oft auch die Chance, dass du jetzt klarer erkannt hast, was du wirklich willst. Mit der richtigen Darstellung kannst du also aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke machen.

Wie gibt man ein nicht abgeschlossenes Studium im Lebenslauf an?

Ein nicht abgeschlossenes Studium sollte im Lebenslauf transparent und ehrlich angegeben werden. Am besten platzierst du diese Informationen im Bereich „Ausbildung“ oder „Studium“. Dabei listest du den Studiengang, die Hochschule und den Zeitraum, in dem du studiert hast, auf. Es ist nicht notwendig, den Abbruch direkt zu erwähnen. Stattdessen kann man das Studium als „ohne Abschluss“ kennzeichnen. Wenn du während des Studiums wertvolle Kenntnisse oder Qualifikationen erworben hast, kannst du diese ebenfalls hervorheben.

Beispiel:

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Studium

  • BWL (Bachelor), Universität XY, 10/2018 – 03/2020, ohne Abschluss

Gründe für Studienabbruch und wie man sie im Lebenslauf darstellt

Die Kennzeichnung „ohne Abschluss“ kannst du abhängig vom Grund deines Studienabbruchs angeben oder nicht. Es gibt viele Gründe, warum Studierende ihr Studium abbrechen, aber nicht jeder Grund sollte im Lebenslauf erwähnt werden. Dann solltest du zur neutralen Formulierung „ohne Abschluss“ greifen. Diese Tabelle zeigt dir Gründe für einen Studienabbruch und Formulierungsvorschläge.

Grund für den AbbruchFormulierung im LebenslaufSollte man näher darauf eingehen?
Wechsel zu einem anderen Studiengang“Wechsel in einen passenderen Lebenslauf”Erwähnen und ggf. im Anschreiben erläutern.
Mangelndes Interesse am Studieninhalt“Neuorientierung aufgrund von Interessen”Erwähnen und neue Interessen im Anschreiben erläutern.
Finanzielle Gründe“ohne Abschluss”Keine näheren Angaben. Erst auf Nachfrage im Vorstellungsgespräch.
Beruflicher Einstieg während des Studiums“Berufliche Neuorientierung während des Studiums”Erwähnen und neue praktische Erfahrungen betonen.
Gesundheitliche Gründe“ohne Abschluss”Keine näheren Angaben. Erst auf Nachfrage im Vorstellungsgespräch.
Praktische Erfahrung bevorzugt“Praktische Erfahrung der theoretischen Ausbildung vorgezogen”Erwähnen, wenn relevant.
Studieninhalte als zu schwierig empfunden“ohne Abschluss”Keine näheren Angaben. Erst auf Nachfrage im Vorstellungsgespräch.
Drittversuch nicht bestanden“ohne Abschluss”Keine näheren Angaben. Erst auf Nachfrage im Vorstellungsgespräch.

Abgebrochenes Studium im Anschreiben

Wenn du ein abgebrochenes Studium im Anschreiben erwähnen möchtest, ist es wichtig, dies positiv und selbstbewusst zu tun. Der Fokus sollte darauf liegen, was du während dieser Zeit gelernt hast und wie diese Erfahrungen dich beruflich weitergebracht haben. Ein Studium abzubrechen ist eine Entscheidung, die viele Menschen treffen und es kann als Zeichen für Selbstreflexion und Mut, neue Wege zu gehen, gesehen werden.

Im Anschreiben solltest du den Abbruch nicht in den Vordergrund stellen, sondern ihn als Teil deiner beruflichen Entwicklung erwähnen. Erkläre kurz, warum du dich für diesen Schritt entschieden hast. Lege den Schwerpunkt darauf, wie du seitdem gewachsen bist und welche neuen Ziele du verfolgt hast. Wichtig ist, die Brücke zu dem Job zu schlagen, auf den du dich bewirbst, und zu zeigen, wie du deine Erfahrungen dich für diese Position qualifizieren.

Beispiel:

Zum Gehaltscheck

„Während meines Studiums der Betriebswirtschaftslehre habe ich festgestellt, dass meine Interessen mehr im Bereich [neues Interessengebiet] liegen. Daher habe ich mich entschieden, mein Studium zu beenden und mich beruflich neu zu orientieren. Diese Entscheidung hat mir ermöglicht, wertvolle praktische Erfahrungen in [relevantes Berufsfeld] zu sammeln, die mich nun bestens auf die ausgeschriebene Position vorbereiten.“

Abgebrochenes Studium im Vorstellungsgespräch

Wenn im Vorstellungsgespräch das Thema eines abgebrochenen Studiums zur Sprache kommt, ist es wichtig, offen und selbstbewusst zu reagieren. Personalverantwortliche interessieren sich vor allem für deine Entscheidungsprozesse und die daraus gewonnenen Erfahrungen. Ein Studienabbruch kann dabei als positive Wendung in deiner beruflichen Entwicklung dargestellt werden.

Beginne damit, die Gründe für den Abbruch knapp und sachlich zu erklären. Ob es an einem Wechsel der Interessen, finanziellen Herausforderungen oder anderen persönlichen Gründen lag – zeige, dass du deine Entscheidung gut durchdacht hast. Wichtig ist, den Fokus schnell auf das Positive zu lenken: Was hast du aus dieser Erfahrung gelernt? Wie haben sich deine beruflichen Ziele dadurch klarer herauskristallisiert? Betone, welche konkreten Schritte du danach unternommen hast, um dich beruflich weiterzuentwickeln.

Beispielantwort:

„Während meines Studiums in [Studiengang] habe ich gemerkt, dass meine Interessen in einem anderen Bereich liegen. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschieden, das Studium zu beenden und mich neu zu orientieren. Diese Entscheidung hat mir ermöglicht, praktische Erfahrungen in [neues Berufsfeld] zu sammeln, was mir nun hilft, mich für diese Position besser zu qualifizieren.“

Sei im Gespräch bereit, auf Nachfrage einzugehen, aber lenke das Gespräch immer wieder zurück auf deine aktuellen Qualifikationen und warum du eine gute Wahl für die ausgeschriebene Stelle bist. So zeigst du, dass der Abbruch Teil eines bewussten Prozesses war, der dich dorthin gebracht hat, wo du heute stehst.

Jan-Philipp Schreiber

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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